Dienstag, 6. Oktober 2009

Von grauen Gassen und klagenden Kindern

(Whyte) Als ich aus dem zu klein geratenen Café in die kalte Gosse trat, krähte mir nur ein streunender Heuballen aus der dunklen Dämmerung entgegen. Außer ein paar wenigen Vögeln und einer hässlichen Katze schien die Straße wie leer gefegt. Meine Angst war nicht rationaler Natur, aber das Unbehagen von aufmerksamen Augen beobachtet zu werden ließ meine Nackenhaare zu Berge stehen.

„Toller Start“, dachte ich mir. „Meine erste Nacht in einer fremden Stadt und ich fühle mich unbehaglicher als ein unrasierter Bär in einem Frauenbad. Wenn das mal kein Happy End wird.“ Für diese Jahreszeit viel zu leicht bekleidet schritt ich durch die enge Gasse, schnellen Fußes Richtung meiner Wohnung. Als hätten die Bewohner und Besitzer mein Stapfen gehört, sah ich einen Kanon von schließenden Geschäften und fluchenden Arbeitern.

„Was ist denen nur über die Leber gelaufen, dass sie so früh bereits die Ladentheken der Nacht übergeben?“, fragte ich mich schmunzelnd, aber schüttelte die Gedanken schnell ab. Meine Prioritäten lagen woanders, nämlich zu Hause.

Der Wind blies fürchterlich, nein, er stürmte mit allem was er hatte durch die Allee. Ich zog nun auch das letzte Stück Reißverschluss meiner Übergangsjacke hoch und murmelte mich in meinen Rollkragen, während der Mini-Orkan alles nicht niet- und nagelfeste von seiner Position peitschte. Mit schweren Schritten und aufmerksamen Augen wanderte ich einen Parkweg entlang – eine Abkürzung.

Endlich, als ich im Innenhof ankam, hob ich den Kopf gen Mond und lies meinen Gedanken einen kurzen Auslauf: „Daran hatte ich eigentlich nicht gedacht, als ich an einen ‚schweren Start‘ gedacht hatte.“

Zu Hause zog ich meine Sportschuhe aus, war sie unachtsam in die Ecke und mich selber auf das Bett. Erschöpft richtete ich meinen Kopf auf die Uhr. Es war 18:23Uhr.

Es ist halb sieben in Greifswald und die Menschen lassen sich nicht mehr blicken.

Es ist halb sieben in Greifswald und die Bürgersteige klappen hoch.

Es ist halb sieben in Greifswald und ich bin allein.

Keine Kommentare: