Freitag, 30. Juli 2010

Inception


Allerspätestens nach diesem Film ist es unvermeidbar Christopher Nolan zu meinen Lieblingsautoren und -regisseuren zu zählen. Schon mit Memento hat er mich begeistert, Prestige wurde seinem Namen auch gerecht und The Dark Night war ein Meilenstein der Filmgeschichte, obwohl es in dem Fall eher Heath Ledger zuzuschreiben ist.
Bei Inception ist die Meisterleistung allerdings Christopher Nolans Verdienst. Zwar haben Leonardo DiCaprio und auch Tom Hardy keinen Platz für Zweifel an ihrem Können als Schauspieler gelassen, und der gesamte Rest des Ensembles überzeugt mit übermäßiger Professionalität, doch der eigentliche Geniestreich liegt hier in der Geschichte.

Christopher Nolan genießt es den Zuschauer am Anfang so sehr im Nebel stehen zu lassen, dass man nicht die geringste Ahnung hat was gerade passiert. Nach und nach entblößt er dann über den ganzen Film verteilt Häppchenweise Informationen die langsam ein Bild ergeben und verwandelt so die Spannung der Zuschauer in Mitfiebern.

Hans Zimmer hat das Komponieren der Filmmusik übernommen. Das Ergebnis ist eine sehr gewichtige Musik die einem sogar bei der Überlänge kaum Zeit zum aufatmen lässt. Ich war dadurch noch mitgerissener, aber es wurde sogar schon fast anstrengend. 

Also: Am besten gleich ins Kino eilen
und dort 148 Minuten verweilen.

Es heißt ja man träume in Schwarz-Weiß, dieser Traum ist allerdings überaus farbig. 

Dienstag, 27. Juli 2010

Sophie

In Hamburg lernte er sie kennen, vor dem Eingang der Reeperbahn, schüchtern und desorientiert trauten sie sich beide als die Einzigen ihrer Junggesellengruppe nicht hinein. Zur Fleischbeschauung könne man auch direkt zum Metzger gehen, ein kostenloser Erotikfilm würde sich besser eignen, denn keiner sehe sich an, wie ein Fremder einen Burger esse, wenn er Hunger habe und generell befand sich weder der Alkoholpegel auf einem hemmungsstörenden Stand, noch waren beide bereit im Niveau abstrakt große Flexibilität zu beweisen. So schmolz jeweils ein Teil einer Gruppe mit einem anderen zusammen.

Im Warten überlegend, die röhrenden Gruppen sich selbst auszuliefern, Reza und Sophia wurden eh schon alleingelassen, was überraschend war, schlich er mit ihr langsam weg von der Meute, hin zum einzigen Café das noch geöffnet hatte, unverbindlich. Sophia hatte Einwände, allerdings fehlten ihr die Alternativen, was nicht stimmte, sie hätte auch alleine warten, ihre Freunde zurück rufen oder nach Hause gehen können und er konnte es sehen, es in ihren Augen lesen, wusste aber nichts zu sagen. Vermisst wurden sie nicht und sahen vergnügt im Gehen den beiden Parteien beim Näherkommen nach. Während sich Sophia und Reza gemeinsam an den am wenigsten unordentlichen Tisch setzten, verschmolzen beide Freundeskreise zu einem großen, unübersichtlichen Haufen, welcher sich lachend schallend in der Passage zu amüsieren schien.

Der Service war bemitleidenswert eifrig, die Küche schon aus, aber sich für einen Gast nicht zu schade, die Lichter brannten nur des Lichts wegen fröhlich vor sich hin und die Spiegelung auf dem frisch gewischten Boden war auch mehr Illusion als Realität. Reza hatte sich einen Tisch in der Mitte mit gutem Blick auf die Reeperbahn ausgesucht, in der Hoffnung, seine Freunde würden sich gerade genug Zeit lassen, damit er einschätzen konnte, in welche Richtung sich die Unterhaltung begibt, ihn dann retten oder ihn in Ruhe lassen würden. Der Wechsel des Ambientes war weitaus mehr als nur ein 100-Meter Gang, dessen war er sich bewusst, also besann er sich auf den ersten Eisbrecher um zu einem lockeren Gespräch vordringen zu können, bestellte ein Kaffee für sich, einen Soda für Sophia und sprach nur „Nutten“. Sie erschrak und sah Reza neugierig an, konnte aber hinter der dampfenden Kaffeetasse nur ein verschmitztes Lächeln über ihre kurzzeitige Sprachlosigkeit vermuten. „Arschloch“, wusste sie zu antworten, messerscharf für Reza, der damit nicht gerechnet hatte und aus Schock dann anstatt zu nippen doch einen Schluck von der kochend heißen Brühe nahm. Die Zunge verbrannte er sich, aber über Probleme über Gesprächsstoffe konnte sich keiner beklagen.

Von der Definitionsfrage, ab wann Prostitution anfange und wo es aufhöre über spannende Momente im Alltag bis hin zum Traumjob. Von Kindheitserfahrungen, Freundeskreise, Stars und dem Wettbewerb um die besten und schlechtesten Verhaltensweisen der Eltern, Unrecht in der Pubertät, die damit verbundenen Peinlichkeiten und pikanten Fragen über Sex unterhielten sich beide, als ob jemand das vergnügt redende Pärchen aus der Weltkugel hob und nur ihretwegen diese dann besonders schnell bewegen würde.

Für Reza war es wie eine Last die von seinem Körper auf den eines anderen fiel. Weg von ihm und endlich konnte er sich beherzt die Welt von oben ansehen, konnte fliegen oder einfach nur schweben, umher gleiten, sich treiben lassen, Erfahrungen auf einer anderen Ebene machen und war dabei nicht einmal alleine. Galant schwebten beide nebeneinander und das Gefühl, sich gegenseitig alles von Anfang neu erzählen zu können war wie eine frische Brise zum Sommeranfang, die sich zärtlich am Gesicht vorbeischob, um sich gemächlich auf einen Grashalm zu setzen. Bis ihre Hand seine berührte.

Die Welt steht still. Jedenfalls für den Bruchteil einer Sekunde, in der die tonnenschwere Ladung Steine von seinen Schultern nun wieder zurück kommt und auf seinen Kopf fällt, was wiederrum sein Herz aus der Brust springen lässt, kurz nachdem es 1000 Nadeln anstachen. Ihr geht es genauso, aber sie zieht die Hand nicht zurück, er hält sie. Passiert es anfangs versehentlich, ist es jetzt mit voller Absicht das sich beide in die Augen sehen, bewundernd und wartend. Durch Rezas Kopf rasen die Gedanken langsam in großen Massen und trotzdem kann er keinen Einzigen klar fassen, vor seinen Augen verschwimmen bekannte Konturen und alles was vorher geschehen ist, scheint so vage und klar zu sein, als ob es vor kurzem passiert ist oder aber schon vor einer Ewigkeit. Erst als beide merken, dass sie sich näher kommen, Reza scheint nicht zu wissen warum, kann aber in ihren Augen ihre Ratlosigkeit lesen, bricht er den Kontakt ab und sieht weg. Irritiert hängt Sophias Kopf über dem Tisch und obwohl sie wahrscheinlich weiß, dass Reza intuitiv richtig handelt, kann sie nicht anders, als ihre Enttäuschung mit einem tiefen Seufzer zu zeigen.

Der Versuch eines Gesprächs wurde unterbrochen durch das Auftauchen der beiden Gruppen, jetzt ganz klar getrennt voneinander, wild fluchend und gestikulierend. Sophia und Reza musste lachen beim Anblick der spannungsgeladenen Atmosphäre zwischen den beiden, standen dann auf, Reza bezahlte mit großzügigem Trinkgeld, und gingen zu ihren Freunden. Hellauf begeistert, jubelnd, jauchzend und mit überschwänglicher Freude wurde Reza in die Runde aufgenommen.
Es wäre eh nicht gut gegangen, einigten sich beide, und keiner wäre wohl damit glücklich geworden. Ob er es denn erzählen werde, fragte Sophia. Reza antwortete relativ kühl, warum sie ihn frage, denn was solle er schon erzählen. Sophia fröstelte es. Würde sie, wunderte er sich. Sie zitterte, zuckte mit den Schultern, bejahte dann aber doch. Die Stille die sich um sie legte, verschwand in dem Moment, als die Massen die beiden auseinander zogen und Reza kam nicht um den Gedanken herum, ob er sie wiedersehen würde.

Montag, 5. Juli 2010

Hiromi Uehara - Eine Göttin des Klaviers


Das eine Mal total durchgeknallt, das andere wunderschön, aber auf jeden Fall immer ergriffen & ergreifend! Schon alleine ihre Frisur ist meist eine Sensation für sich. Diese Jazzgöttin des Klavierspiels (merkt man, dass ich ein Fan bin?) spielt ganz nebenbei auf höchstem Niveau und ist dabei so sehr in ihrem Element, dass es für den Moment nichts anderes in ihrem Leben gibt. Als ich sie zum ersten Mal habe spielen sehen, dachte ich sie müsste doch in einem Klavier wohnen.  
Hiromi Uehara fühlt nicht wie jeder andere Normalsterbliche, sie fühlt in Klängen.

In Japan gewann sie bereits zahllose Awards, Preise & Titel wie beispielsweise "Jazz Pianist of the Year" & "Jazz Album of the Year".

Zur Hilfe holt sie sich gerne zwei ehemalige europäische Kommilitonen aus Berkley: Den Schlagzeuger Martin Valihora & am Bass Tony Grey. Zusammen bilden sie das sehr talentierte, aber trotz dem verrückte Trio "Sonic Bloom".

Farbelhaft!


Hot Tub Time Machine - Der Whirlpool... ist 'ne verdammte Zeitmaschine!


"Hot Tub Time Machine" ist wiedermal eine von diesen belanglos scheinenden Komödien, die ganz witzig sind. Er macht den Eindruck als hätten die Erfahrenen Schauspieler wie John Cusack und Chevy Chase den Script einen Tag vor Drehbeginn bekommen. So herrscht eine leichte, lockere Atmosphäre die den simplen Humor angenehm verdaubar macht.
Auch die Hommage der Achtziger ist ganz amüsant, wenn man sie als solche zu nehmen weiß.

Der richtige Film wenn man sich entspannt vor langer Weile retten will und bereit ist das Risiko einzugehen dabei auch mal zu lachen.

Farb.

Samstag, 3. Juli 2010

The Box - Du bist das Experimet


"The Box" ist einer der mysteriösesten Filme die ich bis jetzt gesehen hab. Wer Donnie Darko kennt, einen anderen Film des Regisseurs Richard Kelly, wird sich vorstellen können wovon ich rede. Er lässt auch mal gerne Fragen offen stehen, sodass man sich nicht wie ein Publikum fühlt, dem eine Geschichte erklärt wird, sondern eher wie ein zufälliger Zuschauer. Was hinter den Geschehnissen und Gegebenheiten steckt muss man mit seinen eigenen Vermutungen füllen. Und dann irgendwann gibt er uns vielleicht eine Erklärung oder auch nur eine halbe. Das schafft eine durchgängige Spannung, weil man manchmal nicht einmal wirklich weiß was jetzt gerade passiert.

Miesteriös!