Mittwoch, 7. Januar 2009

Deutschland ist kein Gefühlsstaat.

(Whyte) So traurig es klingt, aber in diesem Land herrschen so viele Emotionen wie bei einem Eisbeutel voller Sand auf hoher See. Vorbei sind die Zeiten der Dichter und Denker, wie es so schön einmal Wolfgang Menzel gesagt hatte, vorbei sind die Zeiten in denen Goethe oder Nietzsche den Fakten mit Gefühlen konterten oder die Romantiker mit lieblichen Worten zu betören wussten. Heute sind die Deutschen viel mehr Richter und Henker, mit anschaulichen Schildern die Kindern das Kindsein nehmen oder entscheiden, dass wer in Hundekot auf einem Gehweg tritt, eine Teilschuld trägt. Sie sagen, wer wann was wo wie zu machen hat, ansonsten würde der Plan nicht aufgehen – ja, ein Plan, ein Plan, überall sind Pläne, jeder macht sich welche. Pläne für das Kind in 15 Jahren, was man alles anmelden, wohin man gehen, wen man kontaktieren muss. Worauf man achten, worauf man schauen, worauf man sich vorbereiten muss. Pläne für das Kindesalter, was es essen, was es lernen, was es aufnehmen muss. Pläne für das Studium, was getan werden muss. Ersatzpläne für die A Pläne, damit er nicht vom rechten Weg abkommen muss, falls es nicht so klappt, wie geplant. Und damit man nicht umsonst plant, muss man dem Staat alles erzählen, sonst klappt es mit dem „müssen“ nämlich nicht so gut. Pläne, Pläne, vor lauter Planen erkennt das Ungeborene bis zu seinem Tod das Leben nicht, nicht einmal, wenn es auf seiner Nase tanzt.

Und wenn er sich entscheidet nicht zu planen? Dann muss man sich rechtfertigen. Für alles muss man sich rechtfertigen, alles vorzeigen, alles erklären. Warum hat man nicht eine bessere Schule besucht, warum will man jenes studieren, sogar warum man sich so gut fühlt. Diese Rechtfertigungen werden oft als Neugier getarnt, aber es ändert nichts an der Tatsache, dass man es trotzdem tut, nicht weil man es will oder nicht will: In Deutschland tut man es einfach. Man wurde so erzogen und hat es so im Leben gesehen, im Fernsehen gesehen oder in Büchern gelesen. Einen Tag frei nehmen, weil die Welt gerade wunderbar ist oder ein wenig in Träumen schwelgen wird nicht akzeptiert oder zugelassen, der Plan ginge nicht auf, wenn man deswegen gefeuert werden würde. Da bleibt dann, neben der Wut auf den Kommerz, der fade Beigeschmack, ob sich die Menschheit dieses Schicksal nicht selbst zuzuschreiben hat.

Warum kann man nicht einmal in den Tag hineinleben, warum soll das nur bei Texten funktionieren? Warum nicht einfach aufs Blaue studieren gehen, gucken, was es einen bringt und vor allem, wohin es einen verschlägt, sich ein wenig in der Welt umsehen, mehr mitbekommen, nicht unbedingt von der Kulturwüste Deutschland, sondern eher von anderen Gegenden? Ist es so verwerflich ein Abenteuerleben wie Tom Sawyer zu führen und einfach mal genießen? Ja, ist es! Denn wer sich solchen Eskapaden ausliefert und solche Gedanken hegt, der zeigt keine Verantwortung und eine in hohem Maße angesiedelte Dummheit. Wer will schon einen haben, der direkt nach dem Abitur vier Jahre in anderen Ländern verbracht hat und den für ihn perfekten Job gefunden hat? Da setzt man als Großer lieber auf jüngere, mit besseren Abschlüssen, deren Erfahrung vielleicht nicht so groß ist, aber den kann man noch gerade biegen. Klar, gelten hier richtig gute Voraussetzungen zum Lernen und Studieren, nicht umsonst sind die Deutschen in anderen Ländern so beliebt, aber wie schaut es mit der Heimatliebe aus? Ich meine nicht nur zur EM oder zur WM, wo auf einmal ein ganzes Land zu einer Einheit und sehr patriotisch und nationalistisch wird.

In Deutschland prahlt man zuerst mit dem, was man getan hat, um dann mit dem was man noch vorhat, mehr zu prahlen.

Denn die Deutschen sind eifersüchtig! Sehr sogar. Sie sind wie die beste Freundin, die sie zwar abgöttisch liebt, aber hinter ihrem Rücken von ihren schlimmsten Erlebnissen redet. Sie kommen einfach nicht mit jemandem zurecht, der sein Leben so lebt, wie er es will, sie kamen, vor lauten „Plänen“ und „müssen“ nicht selbst auf die Idee. Man sieht den Stereotyp Student, der um 10Uhr aufsteht, zur Uni geht, nach vier Stunden zurück kommt und weiter schläft und dann kommen die Sätze „Dafür hat der Abi gemacht? Wenn ich studieren würde, dann…“ oder bei einem direkten Gespräch wird dann ein wenig Luft gemacht mit: „Na, Du faule Sau? Du tust doch auch nichts mehr als…“. Das liegt daran, dass die anderen nicht wollen, dass es dem einen besser geht, als einem selbst. Wirklich ehrliche Menschen die einem den Lohn gönnen gibt es nur noch sehr wenige, die meisten sehen nur ein Beispiel, bilden sich darüber ihre ganze Meinung, sehen die harte Arbeit dahinter nicht und dann wird nur noch müde drauflos geballert.

So hat man es zwar sicherlich nicht gemeint, aber das kommt davon, wenn man den Bürgern alles vorschreibt. Natürlich wollen dann frühreife Kinder gar nicht mehr zuhören, wenn Eltern reden, natürlich werden Studenten auf ewig Studenten bleiben und natürlich stumpfen die Menschen dann gefühls-, als auch hirntechnisch ab. Nicht umsonst wird diese Nation von einer Frau angeführt, die Deutschland zwar mit Mucke, Spucke und viel Klebeband aus dem Tief holte, aber neben der Politik in humaner Hinsicht nicht in der Lage ist, viele verschiedene, nicht eingeübte Emotionen zu zeigen. Pragmatisch, rational, objektiv, aber halt auch sehr kalt. Sie versucht es, sie arbeitet daran und das ist doch mal was Positives für das man hierzulande bekannt ist: Die Deutschen, ein Arbeitervolk.

Und das bestätigt mich: Deutschland ist kein Gefühlsstaat, hier wird gehandelt, geurteilt und gearbeitet. Wer fühlt, wird verpönt, so schaut es aus. Sowas muss nun wirklich nicht sein.

Freitag, 2. Januar 2009

Auf ein Neues!

(Blu)Es ist geschafft! Ein weiteres Jahr haben wir hinter uns gelassen und schauen nun der vielversprechenden Zukunft entgegen.

Mit ein bisschen Verspätung:
CM wünscht allen Lesern ein frohes neues Jahr 2009!

Was aus CM im neuen Jahr wird, werdet ihr bald erfahren. Und wir hoffentlich auch. Ihr dürft gespannt sein, so wie wir es sind.