Montag, 16. April 2012

Die Hartz IV Lage

Was meckern wir nicht gegen sie, was wettern wir nicht gegen die Reform, aber Fakt ist nun einmal: Manche Menschen erwischt es knallhart und knüppeldicke hinter den Ohren. Die Firma geht pleite, der Betrieb muss für 7% Wachstum 7% Mitarbeiter entlassen oder die Bandscheibe, der Meniskus, die Augen oder/ und „Rücken“ macht nicht mehr mit. Wobei, „Rücken“ geschieht nicht, „Rücken“ hat man. Dann aber wird’s noch heftiger, denn für eine Umschulung ist man zu alt, für eine Festanstellung fehlt einem die Kraft und die Besuche bei den verschiedenen Ärzten mit den verschiedenen Diagnosen sind auch keine wirkliche Hilfe. Hier springt nun der Staat ein und versucht eine Schadensbegrenzung wie es sich der mittellose Bürger nicht hätte besser vorstellen können. Wenn ich recht informiert bin, macht das ALGII bis zu 80% des davor verdienten Jahresgehalts aus bzw. die Obergrenze beträgt 2200 Euro.

Anfangs war das Arbeitslosengeld dafür gedacht, noch erwerbsfähigen Menschen eine potentielle Sicherheit für den Puffer zwischen Verlust der alten und Anstellung einer neuen Arbeit zu finden. Sie sollte nur eine gewisse Existenzmöglichkeit bieten, aber keine Allzeitlösung sein. Womit wir zu dem Hauptproblem kommen: Diejenigen die arbeiten können, aber nicht wollen, da sie mit Hartz IV nur geringfügig weniger bekommen, als wenn sie arbeiten gehen würden. Ja, solche gibt es und wir nennen sie liebevoll Schmarotzer und eklige Maden, die in dem deutschen Mitleidssystem einen überausgroßzügigen Wirt gefunden haben.

Dennoch hier eine Annäherung an denjenigen, der nicht ganz versteht, wie so etwas zustande kommen kann. Es gibt einige Berufe, ich glaube der im Frisörwesen ist so einer, da beschränkt sich der Verdienst unterhalb des errechneten Betrags für das Existenzminimum. Diejenigen werden aufgestockt auf den Minimumbetrag des Hart IVs. Blöd, wer da arbeiten geht, denken sich viele. Und in der Theorie haben sie auch recht: Warum soll ich mich für etwas unter Wert verkaufen? Also wir das ALG II beantragt, bis eine bessere Aussicht auf einen Job gefunden wird. Die Theorie ist schön, aber in der Praxis kommt ein unglaublich großes Problem: Die Trägheit. Wer sich darauf einstellt, dass er nicht jeden Tag um acht auf der Arbeit einem übergeordnetem Individuum acht bis zehn Stunden lang beugen muss, der bleibt in dieser trägen Suppe hängen. Zuerst ist es die Faulheit physisch schwere Arbeit überhaupt anzunehmen, dann ist es das träge Schleppen wegen dem psychischen Druck (irgendwer ist immer unzufrieden), usw. Dazu kommt, dass oft der Anschluss an Freunde oder andere gesellschaftliche Ereignisse verloren wird. Es gibt schlichtweg keine gemeinsamen Schnittpunkte mehr. Der eine meckert, dass sein Chef ihm zu viel Arbeit gab, seine Frau, dass er nie zu Hause ist und unser Arbeitsloser (wertfreie Aussage, kein Statement) meckert vielleicht, dass das Sonnenlicht ihn morgens fürs Weiterschlafen hinderlich ist. Sprich, auch hier verliert er Boden, Zusammenhang und isoliert sich mehr und mehr. Es stellt sich ein System des Aufschiebens auf und in diesem bewegt sich der ALG II –Empfänger wie ein Blatt im Wind. Das geringste Lüftchen bewirkt einen Richtungswechsel. In der Konsequenz heißt es, dass nie etwas erreicht wird.

Warum dies so sorgvoll ist, zeigt sich dann bei den Ämtern. Denn auch wenn sie arbeitslos gemeldet sind, müssen dennoch einige Arbeiten und Pflichten erledigt werden: Papiere ausfüllen, den befreundeten Arzt besuchen und sich die Bescheinigung oder den befreundeten Unternehmer besuchen, um sich eine Ablehnung einer Bewerbung abzuholen, diese bei dem richtigen Amt vorbeibringen und hoffen, dass die auch geöffnet hat, im Wartesaal warten und dann einreichen. Es ist dann ein Armutszeugnis, wenn die besagten Arbeitslosen jegliche Fristen nicht einhalten bzw. einhalten können, obwohl sie den ganzen Tag über nichts zu tun haben. Jedenfalls nicht so viel wie die arbeitende Bevölkerung. Dies ist nun das System der Faulheit, der Trägheit, des Sumpfes des Selbst-Verschulden, denn es wird aufgeschoben, es wird ignoriert. Da der Empfänger nicht für sein Geld arbeitet, sondern es bekommt, scheint er keinen Grund daran zu sehen, dafür etwas zu tun. Die Selbstverständnis des guten Geldes ist der Betrug desjenigen an sich selbst, der in einer gemütlichen Lache aus Lorbeeren und der Absenz von Scham sich bettet. Weiterhin sei für spätere Referenzen dazu anzumerken, und ich kennzeichne es bewusst als eigene Stellungnahme, da mir hierfür die entsprechenden und mich in meiner These unterstützenden Fakten fehlen, gänzlich aus dem Grund, da sie nicht zu finden sind, dass die Mehrheit der Hartz-IV-Empfänger aus der letzten von mir beschriebenen Schicht stammen oder sich gerade in ihr befinden.

Aber hier setzt meine Idee ein, Freunde, jetzt wird’s lustig. Obacht: In dem letzten Jahr sollen knapp eine Million Hartz-IV-Betrüger gefasst worden sein. Wie viele davon „echt“ arbeitsunfähig sind und wie viele davon nicht, ist natürlich nicht herauszulesen. Zeit online aber sagt, dass sich ca. die Hälfte der Sanktionen gegen die Zuspätkommer und Fristversäumer richtet. Also keine Sanktion als Resultat harter Recherche, sondern ein Nebenprodukt unserer Bürokratie.

Ist das nicht fantastisch? Denn nach langem Überlegen kam ich auf nur eine Möglichkeit, warum dies so ist: Wie oben erwähnt unterteile ich in
• diejenigen die arbeiten können und auch wollen
• diejenigen die nicht mehr arbeiten können, aber wollen und
• diejenigen, die können, aber nicht wollen.
Nach dem Auseinanderbrechen erscheint es mir nur logisch, dass sich die erste Gruppe auf jeden Fall an alle Fristen und Termine richtet, sich die Bescheinigungen und anderen Papierkram aushändigen lässt, sowie alles ordnungsgemäß mit dem richtigen Bogen ausgefüllt einreicht.

Bei der zweiten Gruppe bin ich unschlüssig, ich würde aber eher dazu tendieren, dass diese, da sie wissen, dass Geld nicht auf Bäumen wächst (keine Unterstellung bzw. kein Seitenhieb auf die dritte Gruppe, nur ein Kompliment an diese), ebenfalls fristgerecht und ordnungsgemäß den Weg zu den entsprechenden Ämtern auf sich nehmen.

Die dritte Fraktion, die „Sumpf’ler“, die „Herumkommer“ und die „Taugenichtse“ aber, die „Aufschieber“ und „Chiller“ (kein Statement, daher die Anführungszeichen), scheinen es nicht zu schaffen. Da sie sich selbst genießen, in der Sonne baden, verreisen, verrückte Ideen für supertolle Apps haben, mit denen sie reich werden, usw., scheint es nicht im Möglichkeitsrahmen zu liegen. Vielleicht sind sie Optimierer die alle Wege gerne verbinden, so wie ich (Erst zur Bank, dann zum Amt, dann zur Uni, dann zum Training, usw.), aber ihr Weg führt nie am Büro vorbei, vielleicht sind sie auch sehr vergesslich, ich will ihnen nichts unterstellen, Fakt ist nur: Dieser Weg scheint kein leichter zu sein.

Also, warum spinnen wir das nicht weiter? Wir erschweren es, wir führen mehr Papierkram in die Liste der zu erledigenden To-Do-Lists des einzelnen, wir lassen sie die Wege doppelt und dreifach fahren, kurz: Wir machen es so schwer wie möglich. Amt A hat nur Montags von 10 Uhr – 10.05 Uhr auf, Amt B nur einmal alle drei Wochen, Amt C hingegen wann sie Lust und Laune hat, usw. Aber die logische Konsequenz, wenn wir meinen Vermutungen Glauben schenken, auch wenn es nur für diesen Artikel ist, dann müssten noch mehr „ALG II Schummler“ sanktioniert werden. Rein theoretisch. Das klingt natürlich unglaublich unfair denjenigen gegenüber, die wirklich Arbeit suchen, also dem Begriff „arbeitssuchend“ eine gute Definition geben, das mag stimmen, also lässt sich dafür vielleicht noch einen Umweg finden, sie von der grauen Masse auszuschließen.

Es wäre zum Beispiel möglich, nur noch Bescheinigungen von Amtsärzten anzunehmen. Es würde die Kapazitäten natürlich bei weitem übersteigen, also müssten einige Neue ran. Auch wenn diese dann „korrupter“ wären, als die alten, das Erstellen von falschen Bescheinigungen würde dennoch erheblich schrumpfen. So könnten wir diejenigen die arbeiten wollen von denjenigen die nur das Geld wollen, wenn auch nur minimal, unterscheiden.

Woran ich z.B. nicht glaube sind Betreuer und Kontrolleure. Wenn ein Betriebsfreund nett genug ist, ein falsches Bewerbungsschreiben auszufüllen, so wird er auch „nett“ genug sein ihn zu decken, wenn jemand im Auftrag des Staates vorbeikommt. Dann doch lieber diejenigen die arbeiten können und im Verdacht sind häufig Bescheinigungen zu fälschen, in staatliche Einrichtungen nicht auf Bewährung und Probe, sondern auf Zeit einzustellen. Der psychische Druck den ein Chef auf einen „Sumpf’ler“ einübt ist groß und das Herausbewegen aus dem natürlichen Habitat ungemein einflussreich, dass ihm keine Arbeit so schnell gefallen wird. Er wird mürbe, träge, kommt zu spät, wird pampig, bis er entlassen wird, weil er weiß, dass er entlassen wird. Was passiert, wenn er die Schonfrist durchziehen muss, um überhaupt noch Geld zu erhalten. Was passiert dann?

Was passiert, wenn das sich nicht durchsetzt? Dann bleibt alles wie es ist. Was passiert, wenn es sich durchsetzt? Dann zahlt nicht jeder Steuerzahler mehr für unseren „Sumpf’ler“. Für die Vorstellung eines Erfolges und ihre Konsequenzen reicht meine geistige Kapazität natürlich nicht aus, allein schon deswegen, weil ich von dem Wirtschaftssystem unseres Staates nur entfernt eine Ahnung habe, aber mir sicher bin, vieles zu verpassen. Ich weiß nur, der arbeitslose Arbeitslose liegt dem arbeitenden Arbeiter auf der Tasche. Und da wir sehr viele davon haben, liegen sie sehr vielen auf der Tasche.

Ich möchte hierzu anmerken, dass ich pauschalisiere und mir dessen sehr wohl bewusst bin. Ohne „im allgemeinen“ sprechen zu können, könnte nämlich nie jemand über irgendetwas schreiben. Dies ist eine grobe Aufteilung und es gibt Ausnahmen in den einzelnen Gruppen. Allerdings soll zur Funktion dieses Artikels entgegen der Idee einer optimalen Staatsvorstellung gearbeitet werden.

Jetzt möchte ich mich weiterhin mind. drei Etikett-Stufen herunter bewegen und den Grund für die Niederschrift des Artikels darlegen:
Man, die gehen mir so auf den Sack. Ich kenn nicht viele, nur ein paar wenige Arbeitslose und das sind alles solche Idioten. Ich kenne nur EINEN einzigen, der wirklich versucht und tut und macht, sich informiert, zu Veranstaltungen geht und ein Unternehmen gründen möchte bzw. eins gegründet hat. Ich habe kein Problem mit Arbeitslosen, wirklich nicht, ich habe aber ein Problem mit den Sumpf’lern (Statement!). Diejenigen, die nichts hinbekommen, sich um nichts kümmern, lieber ohne Heizung schlafen, weil sie keine 2 Minuten für die Verwaltung hatten. Die keine Arbeit finden, ach, die nicht mal auf die Idee kommen, arbeiten zu müssen. Die glauben, jeder andere hätte Geld. Ich als Verschwörungstheoretiker glaube daran, dass jedes Land eine gewisse Armenquote hält, nur um den anderen zu zeigen: „Es geht auch anders. Der Penner da könntest Du sein, wenn Du Dich nicht an unsere System, Regeln usw. hälst“, aber das hat hier echt Überhand gewonnen. Über diese Marke sind wir raus und jetzt muss doch mal was geschehen. Seit wie viel Jahren ist das jetzt so? Man, dit jeht doch nimmer so.

Danke für die Aufmerksamkeit.


Whyte