Donnerstag, 23. Juli 2009

Prince of Persia

(Whyte)Schneewittchen kann einpacken, Aladin seinen Dschini mitnehmen und Frau Holle, ja gut, die kann noch ihre Kissen ausschütteln - aber vorbei sind die Zeiten des klassischen Märchenerzählens und -hörens, nun ist es Zeit, diese Fantasiewelten selber zu erleben. Der neue Märchen-Star hat Muskeln und die süße, hilflose Prinzessin hilft jetzt euch aus der Patsche. Dennoch, macht eine mysteriöse Hintergrundgeschichte und ein wenig Cel-Shading-Optik gleich ein gutes Spiel mit atmosphärischem Setting aus oder sind das alles nur Ablenkungen eines Werkes, welches gern ein Märchen wär?


Gentleman aus dem Bilderbuch
Eines Tages lauft ihr mit eurem Esel in der Wüste der hübschen Elika über den Weg, welche selbst mit einigen Ganoven Probleme hat. Da ihr als vernünftiger Gentleman diese Dame nicht alleine lassen könnt, entschließt ihr euch, ihr zu helfen. Das wäre das Tutorial und dann stürzt ihr euch auch schon in das Abenteuer. Ahriman, in diesem Teil der Bösewicht, plant, mit Hilfe der Dunkelheit die Menschheit auszulöschen. Elika ist die einzige Überlebende der Ahura, besitzt somit magische Kräfte und ist auch die Einzige, die Ahriman Einhalt gebieten kann. Fortan werdet ihr in eurer Odyssee eine weibliche Begleitung haben.

Außen hui…
Kaum habt ihr das Spiel eingelegt, begrüßt euch ein gezeichnetes Bild, in dem zwischen zwei Bäumen der untertitellose Schriftzug „Prince of Persia“ hervor glänzt. Noch bevor ihr den neuen Ableger beginnt, werdet ihr langsam aber sicher in eine neue, farbenreiche und fantasievolle Welt gezogen. Die Cel-Shading-Methode (Animationen aussehen lassen, als wären sie von Hand gezeichnet) verleiht dem Abenteuer des Prinzen ein vollkommen neues Gefühl und strotzt nur so vor Detailreichtum und Liebe. Das Spiel kommt komplett ohne gerenderte Sequenzen aus und zeigt somit immer eine In-Game-Grafik, die sich perfekt dem Stil der erzählten Geschichte anpasst. Es ist fast schon so, als schickte euch Ubisoft auf eine Reise durch eine mystische Welt, in der alles existieren könnte.

…innen dann nur noch halb
Springen, Rennen, Klettern, das Böse besiegen – an sich hat sich am Spielprinzip überhaupt nichts verändert. Mit einer Kralle an der linken Hand kann der Protagonist nun an Wänden herab schlittern oder für kurze Zeit sogar einen Wallrun absolvieren, sich an kleinen Spalten festhalten oder sogar an Ringen hochziehen. Es hört sich schwieriger an, als es ist, denn waren früher noch präzise Sprünge und genaues Abschätzen gefragt, braucht ihr nun bei „Prince of Persia“ nur noch eine Taste zu drücken, um euch festzuhalten oder für eine Sekunde an der Wand zu rennen und an den nächsten Mast zu springen. Auch das Sterben wurde praktischerweise abgeschafft. Springt ihr trotz der ganzen PC-Hilfe einmal falsch ab und würdet eigentlich kilometertief im Graben landen, rettet euch Elika so ganz ohne Mühe.

Zauberhafte Elika
Eine entscheidende Rolle in dem ganzen Spiel und als ständige Begleiterin greift euch Elika immer wieder beherzt unter die Arme. Obwohl sie nie von eurer Seite weicht, werdet ihr aber nicht viel von ihr im eigentlichen Spiel mitbekommen. Die KI passt sich euch an, läuft euch hinterher und falls ihr im Sprung gegen sie springen solltet, verpufft sie in blauer Magie und erscheint hinter euch. Zusammen mit ihr zieht ihr nun los und versucht die einzelnen Gebiete von der Dunkelheit zu befreien. Nachdem ihr einen Ort befreit habt, erscheinen Lichtkugeln an verschiedenen Stellen innerhalb des Gebietes. Diese müsst ihr einsammeln, damit Elika neue Kräfte bekommt. Insgesamt vier stehen euch zur Auswahl, welche ihr aber alle recht schnell beisammen habt. Diese vier könnt ihr wiederum nur auf speziellen Platten aktivieren um weiter entfernte Areale zu erreichen, im Kämpfen hingegen sind sie gar nicht einsetzbar.

Einer nach dem anderen
Auch an dem Kampfsystem hat Ubisoft mächtig gefeilt. So spielen sich Auseinandersetzungen nur noch in einem unfairen Verhältnis ab: Ihr und Elika gegen einen einzelnen Gegner. Besiegen könnt ihr eure Feinde nur, wenn ihr die Fähigkeiten der beiden Hauptfiguren kombiniert. So könnt ihr mit dem Schwert angreifen, dann Elika magisch walten lassen, den Gegner in die Luft feuern, um ihm dann mit einem mächtigen Hieb den Garaus zu machen. Am Anfang noch relativ einfach, entpuppen sich die Gegner später als ein wenig cleverer. Je nach Zustand, den sie annehmen, müsst ihr entscheiden, wie ihr angreift. Jeder Zustand erlaubt nur eine einzige Möglichkeit zu attackieren. Umwickelt sich euer Feind zum Beispiel mit Dunkelheit, hilft nur noch Magie, ist er aber golden, müsst ihr ihn zuerst werfen. So probiert ihr euch dann durch viele Kombinationsmöglichkeiten, bis ihr ihn besiegt habt.

Abwechslung ist nicht alles, macht aber eine Menge aus
„Prince of Persia“ bietet mit knapp zehn Stunden (wenn ihr euch die Dialoge alle anhört) eine gute durchschnittliche Spielzeit. Die Level sind zwar relativ weitläufig, aber unterscheiden sich untereinander nur in der Gestaltung des Parcours. Zwar ist das Design immer noch sehr hübsch und unheimlich bezaubernd, aber auf eine lange Dauer könnte es dann doch zu viel des Guten sein. Auch da irgendwann das Einsammeln der Lichtkugeln eher zur Routine wird, kann sich der Motivationspegel bei dem ein oder anderen Spieler unter euch schnell senken. Vergleichbar ist hier das hauseigene „Assassins Creed“, welches selber mit einem gestochen scharfen Bild souverän überzeugen konnte, dann aber im Abwechslungsreichtum versagte und in lieblosen Wiederholungen sein Ende fand. Positiv zu erwähnen ist die deutsche Synchronstimme, die mit viel Witz, Charme und Spaß die Sprüche des persischen Prinzen, und davon hat er viele, gekonnt und lustig herüberbringt.

Meine Meinung
Trotz einer mangelnden Abwechslung zeigt sich "Prince of Persia" hier von seiner besten Seite. Der Trick liegt darin, das Spiel nicht als Aufgabe zu betrachten, sondern als Geschichtsstunde zur Abendzeit oder als mystische Märchenmagie. Wenn ihr euch dem Zauber und dem herrlichen Ambiente der Einrichtungen hingebt, könnt ihr hier fantastische Stunden erleben, die euch ins Traumland versetzen werden. Hardcore-Gamern hingegen würde ich davon abraten, da das Spiel viel zu einfach und monoton ist. Wer sich viel Action, Magie, mächtige Gegner und ein kompliziertes Gameplay verspricht, wartet leider vergebens. Zu einfach ist der Aufbau und zu ungenutzt das Potential der Ideen. Die vollen 60Euro hierfür zu verlangen ist, meiner Meinung nach, nicht gerechtfertigt, da zu viel fehlt, aber für laue 25Euro könnt ihr euch ein paar sehr angenehme Stunden auf euren Fernseher zaubern.

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