Samstag, 4. Juli 2009

In welche Richtung wird Sony seinen Hall klingen lassen?

(Whyte) Im direkten Konkurrenzkampf geht Sony gegen Microsoft und Nintendo als deutlicher Verlierer hervor. Immer mehr Anhänger wechseln das Lager und gehen zur familientauglicheren Wii oder preisgünstigeren Xbox 360 über. Die Playstation 3 war bisher ein Reinfall: Zu viele Ausgaben, zu viele Erwartungen und zu wenig Käufer. Welche Wege aus der Krise also wird Sony nun einschlagen, nachdem sich ihr Management zum Sieg immer mehr zur Kundenabzocke entwickelt?

Zuerst aber ein wenig Geschichte: Sonys Playstation 3 erschien ein Jahr später als Microsofts Xbox 360 und hatte einen unglaublichen Rückstand aufzuholen. Während die „360“ bereits an den typischen Launch-Titeln, die meist mit halbherzigem Blut entwickeltet wurden um zu testen, wie weit die Technik der Konsole reicht, vorbei war, hatte die Playstation 3 noch mit argen Konflikten zu kämpfen, darunter: Lohnt sich der Kauf für so viel Geld?

Als Begründung für den Preis, knapp 600 Euro, lieferte Sony, dass die Konsole eine Revolution im heimischen Wohnzimmer darstelle, dass der Blu-Ray-Player eine einzigartige Methode sei, um große Spiele mit genialer Grafik und atmosphärischem Setting auf die Leinwand zu projektieren und um cinematische Adventures ohne Qualitätsverlust auf der Couch genießen zu können. Mit anderen Worten: Wir hatten ein Jahr mehr Entwicklungszeit, deswegen hat unsere Konsole mehr auf bzw. in dem Kasten, als die Konkurrenz und, ach ja, wir nutzen Blu-Ray. Die ersten Gedanken damals waren simpel erschreckend: Die Titanic unter den Konsolen, ungefähr so groß und mindestens so schwer, war demnach von Anfang an dem Untergang geweiht. Als Fan Howard Stringers, seines Zeichens Chef von Sony, hatte jeder einfach das Gefühl, Sony gab dem Konkurrenzzug nach und versuchte krampfhaft etwas zu entwickeln.

Und die Verkaufszahlen sprachen aus, was alle dachten: Nein, es lohnt sich anscheinend nicht! Seit der Markteinführung der Xbox 360 am 22. November 2005 hat Microsoft bis zum Anfang des Jahres 2008 satte acht Millionen verkaufte Exemplare, Sony hingegen hat erst nach ganzen elf Monaten die Millionen-Marke geknackt und stieß dann bereits mit einem Rückgang der Verkaufszahlen an seine Grenzen.

Obwohl schon die Konsole unter Wert verkauft wurde, und somit immense Verluste aufkamen, spielte der Publisher-Riese es auf eine leichte Tour herunter. Mit gutem Recht, denn die Playstation 2 verkaufte sich trotz aller Erwartungen immer noch ziemlich gut. Das Interesse an dem Vorgänger war noch so immens, dass 2008 mehr als 500.000 Versionen den Besitzer wechselten. Als Sony das erkannte, handelte er schnell – und kosteneffizient, sehr zum Leiden aller Sony-Fans. Denn hatte die finale Version der neuesten Konsole einen Chip, um Klassiker der Playstation 1 und Playstation 2 widergeben zu können, so wurde dieser in den Nachfolgermodellen wieder gestrichen. Alle Modelle nach der 60GB-Version konnten somit nur noch PS One und keine Playstation-2-Titel abspielen. Positiv hingegen war aber, dass auch der Preis auf knapp 450 Euro mit Spiel fiel, aber spätestens hier war jedem klar: Das Potential der Playstation 2 war noch nicht ausgeschöpft.

Sony musste nicht viel tun, außer den Preis zu senken und zuzusehen, wie, obwohl die Playstation 3 sich noch relativ schlecht verkaufte, der Schaden stark minimiert wurde. Nach Umfragen, Tests und weiteren Experimenten wurde auch die Fangemeinde der neuen Konsole lokalisiert: „Casual-Gamer“ (Gelegenheitsspieler). Fortan wurden verstärkt „Casual-Games“ in Auftrag gesetzt und produziert, wie z.B. die SingStar-Reihe. Seit der ersten Auflage, bis zum heutigen Datum wurden mehr als 13 Millionen Kopien verkauft, davon alleine von April 2007 bis März 2008 fünf Millionen Exemplare. Wenn die Playstation 3 ein sinkendes Schiff war, dann war die Playstation 2 ein sausend Singendes.

Ein Rückgang kann auch ein Fortschritt bedeuten

Im Mai 2009 legte Sony es dann offen: Der Verkauf der Playstation-2-Einheiten ging um 57,9 Prozent zurück. Darf es auch, es hat seinen Dienst erledigt und das sehr gut sogar. Und, siehe da, nicht einmal einen Monat später, sickerte von einem Mitarbeiter, der anonym bleiben möchte, die Meldung durch, dass Sony an einem Emulator für Playstation-2-Spiele arbeite. Der Publisher dementierte das zwar sofort, aber es wäre doch eigentlich der nächste, logische Schritt. Der Preis für den Vorreiter ist gesunken, seine Spielerscharr wandert langsam aber sicher in Richtung Playstation 3 und was die wollen ist klar: Klassiker und Next-Gen-Titel. Und genau dafür gibt es den Playstation Network Store.

Mit der Konsole könnt ihr speziell auf die Playstation 3 optimierte Internetseite gehen und euch kostenlose Add-Ons, Demos und anderes sinnloses, aber recht hübsches Werkzeug zum personalisieren eures Menüs herunterladen. Natürlich ist nicht alles umsonst: Einige Spiele und Extra-Funktionen müssen gegen ein kleines Entgelt getauscht werden. Ein neues Fahrzeug für 0,99 Cent, eine bessere Waffe für 1,99 Euro und das Spiel geht besser von der Hand. Alte Playstation-1-Klassiker wie Medal of Honor, Metal Gear Solid und Final Fantasy VII werden ebenfalls zum Download angeboten, für einen Preis zwischen 4,99 und 9,99 Euro. Das Problem aber ist, dass in absehbarer Zeit ebenfalls Playstation-2-Titel folgen werden, wie z.B. Marvel vs Capcom 2 und ab da wird es blöd für uns Besitzer, aber gut für Sony: Entweder verkauft er den Patch für einen PS2toPS3-Emulator oder aber, er produziert Remakes von einigen Spielen und zwingt so die Fan-Gemeinde, wenn diese wirklich alte Erinnerungen aufkommen lassen und in Nostalgie schweben will, diese zu kaufen. In beiden Fällen holt sich der Publisher-Gigant noch mehr Taschengeld in das Haus. Obwohl ich also schon das Spiel zu Hause in meinem Schrank zu verstauben habe, muss ich dennoch den Download bezahlen, um es spielen zu können, einmal angenommen, ich habe meine Playstation 2 verkauft.

Sehr frech von Sony, aber verkaufsstrategisch unglaublich wertvoll. Persönlich wage ich zu bezweifeln, dass er vorher gewusst hat, das alles so kommen wird. Ich gehe stark davon aus, dass erst als der Absatz für den Vorgänger stark anstieg, ihm die Idee kam und der Rest ergab sich einfach. Dennoch regt es mich als Nutzer auf, dass Sony dem Thema ausweicht und seine Augen stur auf die Zukunft richtet. Ich sage auch nicht, dass es auf einer ethischen, moralischen oder sozialen Ebene nicht zu verantworten ist, so etwas liegt nicht in meinem Aufgabenfeld, denn, wenn wir einmal ehrlich sind, es ist und bleibt ein guter Weg um Geld zu scheffeln und Verluste zu umgehen. Bereits jetzt in der Gegenwart bereitet Nintendos Wii dem Sony-Imperium arge Kopfschmerzen und sollte sich Microsofts Project Natal durchsetzen, wäre ein harter Kampf um jeden Cent in der Zukunft gesichert. Da kann man sich keine Fehler erlauben und wenn doch welche auftreten, müssen diese kanalisiert werden. Ich könnte mir ebenfalls vorstellen, dass Titel später viel auf Werbung im Spiel und Download-Content setzen werden, so dass der eigentliche Preis einzelner Spiele gleich bleibt oder sogar sinkt. Allein in GTA IV gibt es eine Vielzahl an Quadratkilometern die die Entwickler mit Sponsoren-Werbung bekleiden könnten, wie viel Platz wird es erst später geben?

Es bleibt abzuwarten, wie Sony dieses Gefecht austragen wird, ob mit, oder ohne Emulator, Werbung oder Downloads, Fakt aber ist, dass eines davon definitiv kommen wird. Einen Umschwung wird es geben, die Frage ist nur, in welche Richtung: In die der glücklichen Fans, die Nostalgie und Freude noch immer wertschätzen, oder die für den Verlust aufkommender Gewinne? Wird Sony das Risiko eingehen und eventuell Spieler vergraulen? Leider scheint der Trend genau das zu bestätigen. Nachdem Sony nun seine zweite Gewinnspanne allmählich verliert, die Playstation 3 sich aber weiterhin sehr schleppend verkauft, bleibt eine große Lücke, die es zu füllen gilt. Es wird nicht viele andere Wege daran vorbeigeben, als Spiele neu aufzulegen und als Download bereit zu stellen, um die Verluste abzudecken, bis der Verkauf der neuen Konsole wieder richtig lukrativ wird. Ärgerlich ist, dass sich das System wirklich durchsetzen kann, da es immer Käufer geben wird. Als Beispiel bietet sich das Remake von Final Fantasy VII an: In nur einer Woche hat dieser Titel eine Million Dollar eingebracht. Sonys Glücksspiel basiert also auf dem einfachen Prinzip der Hoffnung: Der Publisher hofft, auf genug Kunden, die einkaufen und wir hoffen, auf wenigstens billige Preise. Hoffentlich treffen wir uns da irgendwo.

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