Mittwoch, 17. März 2010

Entspannte, politische Situationen

Ich mag meinen Toaster. Er ist zwar ein wenig quirlig, aber er ist sehr motiviert. Jeden Morgen schießt er meine Scheiben wie in einem Feuerwerk in die Luft und lässt die beiden gegeneinander schlagen. Warum weiß ich nicht, aber es amüsiert und lockert. Vielleicht will er seine Ambitionen für einen Aufstieg besser zur Geltung bringen, aber ich werde mich wohl nie trauen ihm zu sagen, dass es zur Beförderung zum Kühlschrank (ich gehe stark davon aus, dass so gut wie jedes Gerät davon träumt, irgendwann ein Kühlschrank zu sein. Ein amerikanisches Modell um genau zu sein) so schnell nichts wird, aber er gibt sich die größtmögliche Mühe. Während des Philosophierens über die mentale Beschaffenheit meines Toasters werde ich langsam und gemütlich wach. Wobei durchaus eine Ambiguität solch einer Übermotivation besteht, denn er kennt eben nur zwei Modi: Leicht gebräunt und Kohle-Cookie. Wer ihm allerdings das übel nimmt, ist genauso sauer auf Katzenbabys die nicht alleine über die Stufen einer Treppe kommen. Gewiss, die Sorgen bleiben, aber es ist doch viel besser, gutgelaunt in den Tag zu starten, als gleich griesgrämig lieblosen Wachmacherkaffee („Nur der nasse Finger in der Steckdose macht Dich wacher“) zu trinken, da geht man gleich entspannter an die Arbeit. Vielleicht sollte ich einigen Politikern mal meinen Toaster ausleihen. Wenn diese dessen Arbeit auch nur halb so schätzen wie ich, werden sie ihre helle Freude mit dem Gerät haben. Man stelle sich einmal vor, da kommt ein Politiker und ist gut gelaunt, wer weiß wohin uns das noch hinführt. Dann wären so einige ein wenig lockerer und würden sich nicht sofort an die Gurgel gehen, nur weil es irgendwessen Arbeit ist, einfach dagegen zu sein. Das könnte zu einer glanzvollen Reihe vieler, glanzloser Politikrevolutionen führen, in denen dann nur noch die Ergebnisse glänzen. Es könnte zum Beispiel passieren, dass sie sich endlich von diesem sichtbar unbequemen Zwang nach feiner Etikette lösen und mal, wer weiß, normale Hosen oder wenigstens bequeme Schuhe anzuziehen. Denn nur zwei Sachen sehen dümmer aus als ein dämlicher Affe: ein dämlicher Affe im Anzug und ein sich sichtlich unwohl fühlender dämlicher Affe im Anzug. Und sie würden an Authentizität gewinnen! Ich würde einigen von ihnen dann wirklich glauben, dass sie hinter dem stehen, was sie sagen und es nicht deswegen äußern weil … nunja, weil es irgendwessen Arbeit ist. Wer weiß, was wir alles erleben würden, allerdings halte ich das für ziemlich, ja, sogar für sehr unwahrscheinlich, denn das alles beginnt bei mir: Ich müsste meinen Toaster verleihen. Wenn ich also meinen Toaster nicht aus meiner Steckdose von mir selbst aus jemanden anderen gebe, dann werde ich hier wohl nichts verändern können, dann aber wiederum hätte ich meinen Toaster und seine Arbeit nur für mich, was mir noch die ein oder andere Stunde Heiterkeit bringen wird. Über diese Entscheidung brauche ich erst einmal eine Scheibe leicht gebräunten Toast.

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