Mittwoch, 27. Mai 2009

Schreiberling von Klein-Beruf

(Whyte) Es heißt, die ersten Schritte seien die schwersten und ja, dem stimm ich zu. Nach langem Drängen Blus hab ich mich für meine Redakteur-/Journalisten-Karriere gewappnet und hatte vor, beim Spieletipps.de-Team anzufragen, ob da noch Platz für einen Schreiberchen wäre. Die Bewerbung kam nie an, denn ich hatte sie nie abgeschickt. Ein anderer Weg führte mich in die Nähe meines Zieles. Nach mehreren Videos zu neuen Spiele-Neuigkeiten hatten sie mich gefragt, ob ich nicht einfach mitarbeiten möchte. Vorerst natürlich nur mit der Aufgabe die Videodatenbank zu hegen und pflegen, aber immerhin, drin ist drin.

Nachdem ich gewissenhaft Videos verlinkte und auf die Seite lud, begann ich, nach dem Leiter des News-Bereiches zu suchen. Mir ist schon klar, dass ich mit meinem Schuldeutsch und einer laienhaften Kenntnis über das Schreiben nicht weit kommen würde, also musste ich kleine Brötchen backen. Erst lernen, was wichtig ist, dann schreiben können und da hat es mich dick erwischt. Der News-Leiter sagte mir, dass ich die News schreibe, ihm schicke, er sie kontrolliert und danach online stellt. Daraus wurde dann schreiben, schicken, prüfen, zurück schicken, berichtigen, schicken und wieder berichtigen und wieder berichtigen. Die Antwort auf meine erste News war: „Hast Du noch mal alles kontrolliert oder hattest Du wenig Zeit?“ … Erschlagende Nachricht! Dabei war ich im Abitur so gut, wie konnten mir solche Fehler unterlaufen, ging es mir durch den Kopf. Auf 250 Wörter hatte er acht Rechtschreibverstöße gefunden. Ich wollte im Erdboden versinken, allerdings war der schon voll, also blieb ich oben und versuchte es weiter. „Mach Dir keinen Kopf, alles was Du gelernt hast, bringt Dir hier nichts.“, beruhigte er mich. „Ich übersehe auch manchmal einen Fehler“ oder „Manchmal sieht man den Wald vor lauter Fehler kaum.“, waren richtige, kraftvolle Stützen.

Nach zwei Wochen habe ich knapp 15 News online gestellt bekommen, von denen KEINE ohne Berichtigung angenommen wurde (bis auf eine, aber das war mehr ein Update und bestand nur aus einem Satz). Nicht falsch verstehen, darunter sind keine Rechtschreib- oder Flüchtigkeitsfehler, sondern einzig Zeit- und Formverstöße. Ich musste sehr stark aufpassen, dass ich hier den Perfekt, dort Präteritum benutze, nicht den Konjunktiv I mit dem zweiten zu verwechseln und die hauseigenen Formregeln schnell zu lernen. Ich muss dazu auch sagen, dass der Leiter der News-Abteilung unglaublich viel Geduld mit mir hat. Ich hoffe, ich kann es ihm irgendwann, irgendwie danken.

Momentan sind alle von mir geschriebenen Nachrichten unter dem Namen des Leiters online, aber das wird sich hoffentlich bald ändern. Sobald dies geschehen ist, werde ich die News hier als Erinnerungsstück posten. Natürlich werde ich es auch ausdrucken, an die Wand nageln, es „Perfekt“ nennen und mich dumm und dusselig freuen, aber das dann später.

Sonntag, 17. Mai 2009

Wheelman

(Whyte) Damals als Zivi durfte ich einen relativ hohen Politiker durch die Gegend schubsen und mir als sozialistischen Gesellschaftskritiker hat sich diese Gelegenheit die Karriereleiter zum „Opportunisten des Tages“ zu erklimmen so auffällig dargeboten, dass ich ohnmächtig zuschlagen musste. Ich hatte nicht vor ihm eine Chance auf eine Antwort, eine einzelne Atempause zum Unterbrechen zu geben, stattdessen wollte ich ihm mein kommunistisches Demokratieprinzip aufzwingen. Als Alternative stand mir noch ein Disput zur Verfügung in dem ich ihm meine Idee unterbewusst in die Rübe hämmere und er am Ende mit einem positiven Fazit vom Krankenhaus, den hiesigen Zivis und einem guten Einfall zur Rettung des Staates geht. Ich hätte dann natürlich ausgesagt, ich hätte ihm bei der Ausarbeitung der Idee geholfen, selbstverständlich.
Also, meine Idee wäre ja eigentlich eher ein kapitalistischer Kommunismus. Ich hätte es mir nämlich so vorgestellt, dass wir nicht mehr in Gehaltsklassen der traditionellen Art unterscheiden würden, nämlich nach Wichtigkeit der Arbeit, worüber heute stark gestritten wird, sondern nach arbeitsfähigem Alter und Marktlage. Bei der aktuellen Situation, wollen zwar einige ihren Traumjob erlernen und ausführen, kann aber nicht, weil er nicht weiß, ob es genug Gehalt gibt um davon zu Leben. Denn, nur als Beispiel, könne man da den Bäcker und den Manager nennen, wo der zu letztgenannte sich damit rühmt Millionen zu verpulvern, aber ansonsten nicht viel zu tun hat, während der Bäcker schon um vier auf der Matte steht um seine kleinen großen Brötchen für ein mickriges Gehalt an dem Mann zu bringen. So hätte der eine zu viel, während der anderen zu wenig hat um glücklich zu sein. Wenn wir jetzt, sagte ich, das Verhältnis ändern könnten und würden, theoretisch angenommen, jeden im gleichem Alter das gleiche Geld geben, so könnte jeder doch den Beruf ausüben, der er sich erträumt habe. Das höre sich doch eigentlich sehr schön an. Doch, ich habe ebenfalls an die Ewigfaule und Nimmersätter gedacht. Natürlich gäbe es einen moralischen Konflikt zwischen zwei Menschen im gleichen Beruf, wenn der eine als Alkoholiker zur Arbeit erscheint, während der andere fleißig seine Aufgaben erfüllt. Und hier greife nun der Teilkapitalismus. Da bekommt dann natürlich der, der mehr macht, auch mehr. Dem Ganzen gehe aber ein recht hohes Vertrauen in die Bevölkerung und ihre Rationalität wie Subjektivität voraus. Ich gehe davon aus, dass es in den ersten Jahren zu Tumulten kommen würde, da diese revolutionäre Politik dem Volk zu weit voraus ist, aber ich wäre mir ganz sicher, dass sich das Vertrauen auszahlen würde und wir als einheitliches Land weitere komplexe und komplizierte Zusammenbrüche irgendwelcher Systeme prophylaktisch vorbeugen könnten.
Als wir dann bei den Untersuchungsräumen ankamen, war ich fertig mit meiner Präsentation, doch dem etwas sehr alt wirkenden Mann entwich kein Ton. Als ich ihn abstellte, sah er mich an und - und lachte. Er lachte nur. Nicht laut, nicht leise, nicht sanft und auch nicht hämisch. Ich wollte mich verabschieden, aber er lachte weiter. Verwirrter seniler Mann, dacht ich mir, er muss sich an etwas sehr lustiges erinnern. Ich wollte ihn mit seinen mich mit meinen Gedanken in Ruhe lassen, also ging ich weg und verabschiedete mich von ihm mit einem „Vergessen sie mich nicht“. Ich würde nur zu gerne wissen, an was er gedacht hat.

Montag, 4. Mai 2009

Dinge die ich nicht verstehe

Wirtschaft, Ökonomie, ja meinetwegen auch Ökologie – logisch finde ich keins von denen. Ich verstehe es einfach nicht, das ist so wie ein rasender ICE der Deutschen Bahn, die erst zu spät kommt, und ich meine, viel, viel zu spät und dann mit bahnbrechender Geschwindigkeit durch meinen Kopfbahnhof fährt und alles durcheinander bringt. Mein Chaos stärker chaotisiert, sozusagen. Die Wirtschaft wächst, wankt oder winkt uns von unten, wie kann das sein? Ständig kaufen irgendwelche Leute irgendetwas irgendwo ein, wie kann uns da die Weltökonomie auf einmal zu einem bodenständigen Picknick einladen? Wie kann es überhaupt wachsen und winken?
Was ich so begriffen habe ist, dass die Großgeschäfte, Industrieländer und weiß-der-Geier-wer-noch-genug-Geld-hat Artikel, Waren, Politiker und Konzerne mit versprochenem Geld kaufen, dass sie aber noch nicht haben. Und die empfangenden Spekulatius dürfen ja keine Zeit verlieren, da bekanntlich Zeit Geld ist, müssen die sofort weiter spekulieren und etwas neues mit dem Geld machen, damit ihr betrieblicher Geldhaushalt möglichst schnell ins Plus rutscht. Soweit richtig? Und so floriert das „versprochene, aber noch nicht gesendete Geld“ in allen Kreisen, landet hier und da. Keiner hat es, aber jeder hat es schon ausgegeben. Das reicht mir schon, um mich zu verwirren. Ich mein, wenn ich nicht genug Geld auf dem Konto habe, kann ich mir doch nicht einen neuen Mixer kaufen. Der würde mir zwar auf Dauer viel Zeit, Geld und Schweiß ersparen, aber wenn ich das Geld nicht habe, kann ich es doch auch nicht ausgeben. Und ein Kredit auf etwas was vielleicht sinnvolles, aber nicht notwendiges werde ich weder bekommen, noch in Erwägung ziehen.
Was ich, neben dem ganzen Wirrwarr nicht verstehe ist, warum man denn immer eine Steigerung des Gewinns erwartet bzw. erzwingen muss. Haben nicht irgendwann alle eine Wii, ein Renault, ein Microsoft PC und einen Full HD Sony? Was denn dann? Wenn jetzt, sagen wir, im 4. Quartal 280.000 Menschen weltweit eine heimische Konsole gekauft haben, dann wird das mit dem 1. Quartal nächsten Jahres verglichen, dann werden schon Defizite festgestellt und diesbezüglich noch aussortiert wer überhaupt denn wichtig für das Unternehmen ist. Und entlassen natürlich. Versteh ich nicht. Wenn man Ausgaben in Höhe von, nur angenommen, 14Mio. Dollar hat, aber 28Mio. Dollar einnimmt, warum muss man das steigern im nächsten Jahr? Kann man sich nicht damit zufrieden geben, dass es eventuell „nur“ bei dem Erfolg geblieben ist? Nein, da müssen dann europäische, asiatischen, amerikanische, weibliche und ungeborene Gebiete erforscht werden und dafür muss man dann andere Unternehmen aufkaufen, bei denen man das Risiko eingeht, dass es unter ihrer Führung nicht mehr zur Blüte reicht und dann sitzt man nicht mit 14Mio Dollar Gewinn, sondern „nur“ noch mit 7Mio Dollar, demnach muss gekürzt werden und dann wieder neue Märkte. Ganz ehrlich, ich versteh es wirklich nicht. Ist man so nicht prädestiniert dazu unterzugehen? Reißt man so das ganze Unternehmen nicht mit in den Tot? Also, nicht, dass es jemanden kümmert, außer die blöden Arbeiter ohne ihre Boni und Zusatzeinnahmen pro Monat, nur mal so sporadisch gefragt, aber klingt, so wie ich es verstanden habe, nach unspektakulärem Untergang. Aber davon verstehen wohl nur die Manager etwas.

Edit: Großen Dank an DeePerpel der mir mit einem Link zu "The Crisis of Credit" geholfen, wenigstens einen sehr kleinen Teil zu verstehen und zu erkennen, dass ich nicht so weit von der eigentlichen Lage entfernt war. Zugegeben, nach dem Video komm ich zwar mit Plus-Minus Null wieder raus, aber ich bin froh, wenigstens grob mitbekommen zu haben, dass alles falsch läuft.

Hier der Link: The Crisis of Credit (by Jonathan Jarvis)

Donnerstag, 23. April 2009

Vorsicht!

(DeePerpl und Whyte)

Hinter Dir!!

Sonntag, 19. April 2009

UNERWARTET! 41-Jähriger bringt kleines Mädchen nach Hause!

(Whyte) (Bln) Als die kleine Evelin* endlich ihre Augen aufmachte, war es schon zu spät. Zu dunkel war es draußen als das sie noch erkennen konnte, wo sie war. Sie war nämlich bereits in Buchstehude, gute 13 Stunden per Fuß von zu Hause entfernt! Als sie merkte, dass sie verirrt war, brach sie in schallendem Geheule aus!

Es war womöglich eines der erstaunlichsten Tage im ganzen Leben von Bernd K.* Als er um 21Uhr von der Arbeit auf dem Weg nach Hause müde am Steuer saß, bemerkte er ein kleines, wehrloses Mädchen am Straßenrand. Weinend. „Das brach mir das Herz.“, so der 41-jährige Versicherungsvertreter. „Also hielt ich an und fragte sie aus dem Auto heraus, ob sie in mein Auto einsteigen wolle. Ich würde sie nach Hause fahren. Und ich bot ihr Schokolade an. Kleine Kinder stehen auf Schokolade müssen sie wissen.“ Die kleine Evelin heulte weiter – stieg dann trotzdem zu dem Fremden ins Auto ein!

Evelin besucht eine Ganztagsschule und geht danach in einen Hort, wo man sich um sie bis Spätnachmittag kümmert. Dann nimmt sie jeden Tag den Bus 172 und fährt nur fünf Stationen, bis sie zu Hause klingeln kann und in die warmen Arme der Mutter fällt. Doch diesmal schlief sie ein – und verpasste ihre Station! Erst als der Busfahrer sie bei der Endstation weckte, war der Schrecken groß. Bernd K. sammelte sie ein und fuhr den ganzen Weg mit dem Auto zu ihr nach Hause ohne sie anzufassen. Die Mutter freute sich unheimlich, als sie ihre Evelin sah! Dumm: Evelin hatte ein Handy dabei! Aber die Mutter meinte, sie wollte noch ein bisschen warten, denn „immerhin kann Eve sich ja auch melden!“

Die Polizei ermittelt nun wegen Vernachlässigung in Erziehungslehre. Trotzdem, Glück im Unglück für Evelin und ihre alleinerziehende Mutter und ein Dankeschön an Bernd K. für diese unerwartete Aktion!

*Name geändert, Anmerk. der Red.

Freitag, 27. März 2009

Media und Niveau

(Whyte) Es ist Wochenende, endlich. Man legt sich gemütlich auf die Couch, rutscht hin und her und arbeitet sich so lange voran, bis man in der Couch sitzt. Dann noch abwägen, ob das fehlende Teil des Essens, wie z.B. der Salzstreuer, ignoriert werden kann und ab kann eine unterhaltsame Fernsehsession zum Abklang einer stressigen Woche gehen. Wenn, ja wenn da nicht die Wahl der Sendungen wäre, die uns da zur Verfügung stehen. Knallharte Recherchen auf dem Ersten, komische Sendungen auf dem Zweiten, amerikanische Kopien auf dem nächsten Sender, C-Promis die sich zum Affen machen eins weiter, irgendwo kommen diese fesselnden, aber auch sinnlosen Tierdokumentationen und dann bleiben noch Assimenschen, Castingshows, Magieauftritte und irgendwelche Preisverleihungen übrig. Da ist jetzt keine so große Auswahl an Möglichkeiten um die Flimmerkiste als wirklich effektive Bildungsmöglichkeit zu nutzen. Und darüber meckern heutzutage, spätestens seit Reich-Ranickis Auftritt, alle rum. Alle nörgeln, kritisieren und springen mit auf den Zug der Vitaristen (sag ich jetzt mal einfach so; von dem lateinischen Wort vitare). Alle, nur die Privaten nicht. Die senden munter weiter, denn irgendwer von diesen Vitaristen ist ein Maulwurf und guckt es dennoch. Und das ist nachvollziehbar. Bevor man etwas kritisiert, muss man es kennen. Also sitzt, oder liegt, der Zuschauer auf der Couch und sucht die ganzen Zeit während er die Show sieht nebenbei das Niveau, welches scheinbar sich klammheimlich aus dem Staub gemacht hat – und dabei merkt der Konsument gar nicht, dass er jetzt selber die Geldmaschine der Sender bezahlt. Ein Teufelskreis. Also guckt er nicht mehr weiter und kritisiert einfach, in der Hoffnung, dass sich das Niveau im Fernsehen überall gleicht. Soweit kann man alles mit verfolgen, allerdings finde ich, muss man jetzt doch mal resümieren: Die Sender geben dem Zuschauer, nur das, was verlangt wird. Sender/Empfänger-Prinzip, An- und Nachfrage. Und dabei merken alle, dass man mit weniger Niveau, mindestens genauso viel holen kann, wie mit (mehr). „Warum investieren die Sender nicht einfach ein wenig mehr Kohle und versuchen wenigstens im Ansatz zu bilden?“, wäre eine hier angebrachte Frage, aber es wäre die Falsche. Die Richtige wäre: „Warum gucken wir denn überhaupt diese Sendungen?“

Nach einem langen Denkprozess, welches viele Nachos und Sport beinhaltete, kam ich auf die, für mich, einzig richtige Lösung: „Das Fernsehen ist anstrengender geworden.“ Das ist mein voller ernst. Es ist wie tägliche, aber einfache Arbeit mit guter Bezahlung. Am Anfang ist man Feuer und Flamme, probiert alles aus, versucht viel, freut sich über das Gehalt und arbeitet emsig. Aber je länger man das macht, desto eher kommt irgendwann der Punkt, an dem man nicht mehr so viel arbeiten möchte. Dann beginnt ein kleines Jammern, dann nörgelt man rum, bis man schließlich weniger arbeiten möchte. Da gleicht jeder freie Tag Urlaub. Und wenn man sich dann die restliche Dauer vor Augen hält, geht’s einem auch nicht viel besser. Und so hat sich auch das Fernsehen entwickelt, ging in gleicher Reihenfolge weiter und wir sind jetzt an dem Punkt angelangt, an dem, anders als bei der Arbeit, viele „weniger“ fordern. Und die Sender geben, was verlangt wird. Schätzungen zufolge kommt auf 50 Personen, einer der „mehr“ möchte. (Dass sehe ich anders. Nach meinen Schätzungen kommt auf 100 Personen gerade mal einer, der überhaupt denkt.) Demnach ist es, wirtschaftlich jedenfalls falsch, den Programmen die Schuld an einer Massenverdummung zu geben. Moralisch ist es natürlich unter aller Sau. Einerseits weil sie uns Menschen es gestatten, wie eine zu weiche Mutter, die uns Schokolade und Gummibärchen vor dem Essen erlaubt, nur weil wir sonst quängeln würden, andererseits weil sie uns auch irgendwie in diese Richtung drücken.

Die Atombombe für das Wohnzimmer war am Anfang ne gute Idee um eine mögliche Alternative zum Lesen zu gewährleisten, drehte sich dann aber komplett dagegen. Ich bin der Meinung, dass es als Unterhaltungsmedium gut geeignet ist, aber zum Bilden komplett am Thema vorbeischrammt. Zum einen, weil wirklich wenig Menschen effiziente visuelle Lerner sind, zum anderen, weil es wie ein Bohrer wirkt, der die Informationen mit roher Gewalt in das Gehirn drücken will. Jeder der kritisiert, dass die Programme unser Denkvermögen degenerieren, der weint im Grunde nur dem theoretischen Potenzial hinterher, dass eben jenes besaß. Aber, selbst wenn wir uns anders entwickelt hätte und es Bildungs-TV geben würde, würden dann nicht alle gebildeteren Leute dennoch ein gutes Buch oder eine Stunde Nachhilfe empfehlen? Dann würde man der Tatsache hinter her rennen, dass das Fernsehen zu sehr versucht die Schule zu ersetzen und so eigenständiges und unabhängiges Denken verhindert. Es würde immer noch nicht aufgehen. Von daher: Lasst das Fernsehen Fernsehen sein, versucht eure Freunde zu überreden und tut lieber etwas Sinnvolles in der Zeit, als eure Zeit mit Meckern aber ohne Handeln zu verbringen.

Außerdem: Jeder, der sich für ein wenig gebildeter als der Durchschnittsbürger hält, würde doch für wirklich gute Unterhaltung oder Bildung eher zum Buch, als zur Fernbedienung greifen.


Donnerstag, 12. März 2009

An die eigene Nase sollte man sich fassen

(Whyte)Wieder sind Schüsse gefallen, wieder war es in der Schule und wieder waren Unschuldige daran beteiligt. Wieder war es ein ausgegrenzter Schüler, wieder ein Computerspieler und wieder gibt es unzählige Diskussionen. Wieder wird gestritten, wer Schuld hat, wieder entschieden, was getan werden muss und wieder stehen dem alle im Weg. Wieder wird nur geredet, wieder wird es geschehen – so war die Lage, so ist sie heute und so wird sie auch morgen sein, denn: In Deutschland wird zu viel geredet, zu wenig gehandelt.
Verständlich für die Einen, denn jeder Entscheidung muss ein gründliche Erklärung voran gehen. Alles muss erklärbar und verständlich sein, so wenig negative potentielle Entwicklungen mit sich bringen, aber ein Maximum an Effektivität erreichen. Unmöglich! Schwachsinn! Bullshit!
Man sollte nicht darüber reden, was getan werden muss, man sollte handeln!

Die Sachlage hier ist doch immer die Selbe: Etwas Grauenhaftes geschieht, jemand entscheidet sich etwas zu tun, tausende sind dagegen, also wird es nicht getan und es geschieht wieder. So kommt man doch nicht vorwärts, meine Damen und Herren, so kommt man vielleicht irgendwohin, aber niemals vorwärts.
Setzen wir das mal in ein Beispiel um: Gewaltverherrlichende Videos erscheinen im Internet, Menschen werden umgebracht, Menschen werden verletzt, Menschen werden … Da das nun nicht mehr viel mit „Freie Meinungsfreiheit“ zu tun hat, ist allen klar und jeder halbwegs Vernünftige wird dort 23 leuchte Warnblinker vor seinem geistigen Auge haben. „Das kann doch gar nicht sein blablabla dagegen müssen wir etwas tun!“, wird proklamiert. Auch alle Leser und Hörer sind dafür „Dagegen muss vorgegangen werden! Wer sowas verbreitet, fördert nur die Unterhaltung an einer Massenabschlachtung!“, schreien ehemalige Marktschreier, jetzt gebildete Psychologen und im Moment Voranschreiter des erbosten Volkes. Das Volk wandert einfach hinterher, den Blick stur auf die Taten auf dem Boden gerichtet. Jetzt gibt es aber tatsächlich Menschen, die etwas tun bzw. die vorhaben etwas zu tun, wie z.B. ein Verbot solcher Videos. Ja, das wäre doch was. So könnte man solch frivoler Taten die schon längst abseits aller pubertierenden Träume entstanden entgegen kommen. Doch „Halt!“ schreit das Volk. „Halt“ schreien, richtig, eben jene die eben noch forderten, etwas müsse getan werden. „Halt!“ rufen sie noch einmal, „Wer hier anfängt sich einzumischen, der macht später auch nicht vor anderem Gedankengut halt. Wir müssen das aufhalten, bevor sie zu frech werden!“ Und wieder wird marschiert, doch jetzt gegen den, der die Initiative ergriff und etwas tat. Jetzt ist er der Buhmann. Das Volk rennt wieder hinterher und gibt ab und zu Laute von sich, doch diesmal ist der Blick nach oben gerichtet. Wer weiß, vielleicht hofft man ja. Spätestens hier bemerken die Dummen, dass sie nicht wissen, wofür sie sind, die Schlauen hingegen sind so in der Materie, dass sie voll aufgehen.

Und jetzt steh ich hier, ebenfalls Doktor in Psychologie und ehemaliger Marktschreier, und ich schreie auch „Halt!“, gebe eine kurze Kunstpause und sage dann: „Das ist der falsche Weg. Da bin ich mir sicher.“ Denn wenn wir so weitermachen mit der Schizophrenie, werden wir aus diesem Kreis nicht entkommen. Ich sage: „Handelt!“ und lasst die Liberalen, die Pazifisten, die Patrioten, die Grünen, die Roten, die Schwarzen, die Gelben, die Bunten, die Lilanen, die Runden, die Eckigen (ganz besonders die Eckigen), die Verschmähten, die Marktschreier und Psychologen reden und klagen – denn das was sie tun ist wirklich nichts. Sie reden und klagen und reden und klagen und damit kommt man nicht weit. Ein Kind hört da nicht zu, ein Jugendlicher schaltet auf Durchzug und Erwachsene sind zu stur dafür. Wir haben schon mal nicht gehandelt und es hat sich nichts verändert.

Und jetzt noch mein Senf zu „Killerspielen“. Sie sind der so oft angesprochene „Letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt“. Die Anfänge spielen sich immer zu Hause ab: Bekommt das Kind genug Liebe, genug Zuneigung, hören die Eltern zu, kümmern sie sich um ihn, geben sie ihm alles, sagen sie auch mal nein, sind sie aufopfernd, erkennen sie, dass man einem Kind sein ganzes Leben widmen muss, oder nicht? Da fängt es doch an. Wenn man falsch aufwächst, unter den schlimmen Bedingungen geweiht, wird man sich nie wirklich entfalten können, wie man möchte. Dann kommt die Schule hinzu, Schüler die einen ausgrenzen, Lehrer die nicht an ihn glauben bzw. nicht genug Zeit haben um sich die Geschichte anzuhören. Das Umfeld in das er gezwungen wird, das Image das ihm aufgedrückt wird, die Situation in der er leidet. Zu Hause immer noch niemand der ihm zuhört – so fühlt er sich verlassen von allen Seiten. Einsam auf schlimmen Pfaden, jeder Gang zur Schule eine Qual. Wen wundert es, dass er sich da nicht eine Konsole nimmt und anstatt niedlicher Optik lieber die harte, realitätsnahe Welt mit der Uzi wählt. Da muss mehr getan werden, gezielter geholfen, da fängt es an. Es ist zu spät seinen Lebenswillen zu erörtern, wenn bereits sämtliche Säulen seines Lebens abgerissen wurden und er mit Eifer an der Letzten arbeitet. Aber ich glaube, es ist jedem klar, worauf ich hinaus will. Und mir ist ebenfalls klar: Bei einer unglaublichen Dunkelziffer an Kindern, die in keinem geregelten oder annähernd erfüllten Familienhaus aufwachsen, ist es unmöglich sich um alle gleich zu kümmern. Auch die Lehrer, wenn sie mal genug Zeit hätten für einzelne Schüler, können keinen Ersatz darstellen. Sie können allerhöchstens helfen, den Schüler unter andere Schüler zu bringen.

Was erwarten wir eigentlich alle vom Staat? Ihm sind zwar die Hände gebunden, aber wir haben sie doch zugeschnürt. Er kann vielleicht in kleinen Kreisbewegungen etwas bewirken, aber solange wir nicht helfen, geht bei ihm gar nichts. Und um das zu schaffen, müssen wir in erster Linie uns selbst helfen. Fangt an eure Kinder zu lieben und euch im sie zu kümmern, dann kann der Staat anfangen, mehr zu helfen und dann, aber auch nur dann, sind Gewaltspiele und Killervideos nur noch Ausdrücke jugendlich-rebellischer Phantasien, bevor man dann auf „Pause“ drückt und zum gemeinsamen Abendessen mit der Familie gerufen wird.